Frühjahrsbote Huflattich

Der Huflattich, mit dem lautmalerischen botanischen Namen Tussilago farfara, ist eine der Pflanzen, auf deren Anblick in der Natur ich mich im zeitigen Frühjahr besonders freue. Mit seiner Blüte beginnt bei uns die Vegetationsperiode, die mit dem Laubfall der Stiel-Eiche wieder zu Ende geht.

Als Gartenpflanze wird der Huflattich wohl nur von hartgesottenen NaturgärtnerInnen gesehen. Sein typisches Vorkommen an Bahndämmen, Böschungen, Flussufern, Wegrändern, Kiesgruben und Halden macht ihn zu einer Zeigerpflanze für Rohböden, also noch kaum verwitterten Böden. Hier ist er u.a. mit der Wilden Möhre (Daucus carota) und dem Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris) vergesellschaftet. Auch der Natternkopf (Echium vulgare) ist ein typischer Rohbodenbesiedler.
Diese wertvollen Insektenmagneten gehören zu den Pflanzen, die durch Abgrabungen, Aufschüttungen oder Befahren gestörte, offene Böden als Erste besiedeln. Im Zuge der natürlichen Entwicklung solcher Flächen durch Sukzession werden sie aber mit der Zeit von dauerhafteren Pflanzengesellschaften verdrängt. Die meisten dieser Erstbesiedler, die sogenannten Pionierpflanzen werden gemeinhin als „Unkräuter“ bezeichnet, da sie ungefragt einfach von selbst auftauchen und sich relativ gut verbreiten können, und sind damit aus ökologischer Sicht natürlich völlig unterschätzt.

Der Huflattich besiedelt bodenoffene Standorte, mit vorzugsweise humusarmen, lehmig-feuchten, kalkhaltigen Böden, durch bis seine über 1 m tiefen Kriechwurzeln. Dadurch befestigt er den Boden und bereitet die Besiedelung durch weitere Pflanzen vor.

Die Blütezeit des Huflattichs beginnt ab Februar. Bis weit in den April bildet er immer wieder neue gelbe Blütenköpfe, die jeweils einzeln auf recht charakteristischen schuppigen Blütenstielen stehen. Zur Blütezeit hat er noch keine Blätter. Die erscheinen erst nach der Blütezeit und sehen kleinen Pestwurzblättern ähnlich.

Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich die Huflattichblüte um etwa eine Woche nach vorne verlagert. Anhand der Phänologie, also der zeitlichen Entwicklung von Pflanzen, wie z.B. dem Huflattich lassen sich auch die bereits herrschenden Klimaveränderungen ablesen (vgl. z.B. Veränderung der jahreszeitlichen Entwicklungsphasen bei Pflanzen | Umweltbundesamt)

Der Huflattich gehört zu den Korbblütlern (Asteraceae) und hat wie die meisten seiner Verwandten, zu denen u.a. auch Sonnenblumen, Löwenzahn und natürlich alle Astern gehören, eine Vielzahl an Zungen- und Röhrenblüten. Er wird v.a. von Bienen und Fliegen bestäubt und verbreitet sich über seine Pusteblumen-Samenschirmchen durch den Wind. Der Huflattich ist für Bienen eine gute Frühjahrs-Trachtpflanze, die sowohl Pollen als auch Nektar bietet. U.a. früh im Jahr fliegende Sandbienenarten nutzen den Huflattich als ergiebige Pollenquelle (vgl. Helmut und Margit Hintermeier „Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft“).

Auf seine Verwendung als altes Hausmittel gegen Husten und Heiserkeit weist schon der lateinische Namesteil „tussis“ für Husten hin. Allerdings findet die Pflanze heute wegen potenziell krebserregender Inhaltsstoffe trotz nachgewiesener Wirksamkeit kaum Verwendung in der Medizin.

Ich werde es auf jeden Fall noch mal versuchen, ihn auch in meinem Garten anzusiedeln. Mit dem Pflanzen hatte ich bisher kein Glück, aber sobald mir beim Spazierengehen Huflattich-Samen unterkommen, werde ich es mit dem Ansäen in mit einem Erde-Sandgemisch gefüllten Töpfchen versuchen.